Krampfadern

Ratgeber / Gesundheit

Krampfadern: Stau in den Beinvenen

24.04.2024 / von 

Rund 3,5 Millionen Menschen in der Schweiz haben leichte Venenbeschwerden, darunter sind Krampfadern die häufigste Venenerkrankung. Lesen Sie, wie Sie wieder mehr Leichtigkeit in die Beine bringen.

Wenn es den Venen gut geht, fühlt sich der Mensch in der Regel auch wohl. Denn die Blutgefässe sind weit mehr als nur ein paar «Leitungen» in den Beinen: Sie erfüllen eine lebenswichtige Aufgabe. Durch sie gelangt das nähr- und sauerstoffarme Blut zurück zum Herzen, das zuvor von dort aus durch die Arterien in alle Winkel des Körpers geflossen ist und sämtliche Organe mit Sauerstoff versorgt hat. Da das Blut für den Rücktransport zum Herzen durch Arme und Beine nach oben gepumpt werden muss, verfügen die Venen über ein ganz spezielles Innenleben. Die Venenklappen, die alle vier bis sieben Zentimeter zu finden sind, helfen dabei, das Blut nach oben zu befördern. Dasselbe gilt für die Beinmuskulatur, denn ihre Bewegungen pumpen das Blut ebenfalls Stück für Stück höher.

Das wichtige System ist leider auch störungsanfällig. Wer oft und lange stehen muss, zu enge Kleidung trägt oder erblich bedingt anfällig ist, kann sogenannte Stauungsvenen oder Krampfadern entwickeln. Die Venen verfügen über dünnere Wände als die Arterien. Der Druck in ihnen ist schwächer. Steht nun jemand zum Beispiel lange, dann weiten sich die Venen an manchen Stellen. In der Folge können die Venenklappen nicht mehr richtig schliessen, dass Blut fliesst zurück und staut sich. Von aussen gesehen äussert sich dies als geschlängelte, hervortretende Beinvenen: Krampfadern.

Die Zeichen der Zeit

Das erste Anzeichen von Krampfadern ist oft ein Spannungs- und Schweregefühl in den Beinen, auch Schmerzen nach langem Sitzen oder Stehen sind möglich. Juckreiz ist ebenso ein typisches Symptom von Venenproblemen. Am Abend und wenn es warm ist, nehmen die Beschwerden zu, bei Frauen auch kurz vor der Menstruation. Abhilfe schafft das Hochlagern und/oder Kühlen der Beine.

«Zu Beginn eines Venenleidens haben die Betroffenen oft nur Besenreiser, also sichtbar vergrösserte Kapillaren. Das heisst, die kleinsten Blutgefässe sind erweitert», erklärt Lea Vögeli, dipl. Drogistin HF und Co-Betriebsleiterin. «Es sind oberflächliche Blutgefässe betroffen und dadurch ist deren Erweiterung gut sichtbar.» Meist machen sie keine Beschwerden, sondern sind ein rein kosmetisches Problem. Es kann jedoch vorkommen, dass Besenreiser Ausdruck einer tiefer liegenden Venenerkrankung sind.

Von Krampfadern hingegen spricht man, wenn grössere Blutgefässe erweitert sind. «Diese können sich über das ganze Bein verteilen oder auch nur punktuell sichtbar sein», weiss die Expertin. Im fortgeschrittenen Stadium rufen sie Schwellungen um den Knöchel, geschwollene Beine, bräunliche Hautverfärbungen, Durchblutungsstörungen sowie Gewebeschäden bis hin zu offenen Beinen hervor. Sogar eine lebensgefährliche Thrombose kann sich bilden, wenn das Blutgerinnsel in die Lunge wandert und dort eine Embolie auslöst. «Damit das nicht passiert, sollte man Krampfadern genau beobachten und behandeln lassen», sagt Lea Vögeli.

Das tut den Venen gut

Am besten macht man ein- bis zweimal jährlich eine venenunterstützende Kur. Klassischerweise werden dabei Extrakte der Rosskastanie, aus dem roten Weinlaub oder aus der Pinienrinde verwendet. Denn die enthaltenen Wirkstoffe dichten die Venenwände ab, sodass weniger Flüssigkeit ins umliegende Gewebe tritt. Abhilfe bei müden und schweren Beinen können auch kühlende Gels oder Salben schaffen. Kalte Anwendungen wie Wechselduschen oder Kneippen lindern allgemein die unangenehmen Venenbeschwerden.

Generell lässt sich auch das Bindegewebe durch Bewegung stärken. Dabei ist jede Art von Aktivität hilfreich, vor allem, wenn keine Schläge auf das Bindegewebe ausgeübt werden. Zum Beispiel Schwimmen, Wandern, Velofahren oder Tanzen. Eine einfache Übung für den Alltag: bei langem Stehen leicht von vorne nach hinten wippen – so wird die Wadenmuskulatur aktiviert und das Blut kann besser hochgepumpt werden.

Vermeidbare Risikofaktoren

Es gibt unvermeidbare und vermeidbare Risikofaktoren für Krampfadern. Die häufigste nicht vermeidbare Ursache ist eine angeborene – und häufig vererbte – Bindegewebs- und Venenschwäche. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko ebenfalls. So hat fast jede Person über 70 Jahre Krampfadern. Auch eine Schwangerschaft begünstigt die Entstehung von Krampfadern, weil das Schwangerschaftshormon Progesteron die Blutgefässe weitet und das zunehmende Körpergewicht diese zusätzlich belastet.

Vermeidbare Risikofaktoren sind Bewegungsmangel, Übergewicht, enge Kleider, einschnürende Sockenbündchen, langes Stehen, Rauchen sowie die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln wie zum Beispiel der Anti-Baby-Pille. Bei langem Sitzen – beispielsweise auf Flugreisen – haben sich spezielle Reisestrümpfe mit leichter Kompression bewährt, die einem Schweregefühl in den Beinen vorbeugen.

Vorbeugen lässt sich am besten mit ausreichend Bewegung, einer Reduktion von Übergewicht, dem Tragen flacher Schuhe, Fussgymnastik, genügend Schlaf, einer ballaststoffreichen Ernährung und der Zufuhr von ausreichend Flüssigkeit.

Nützliche Kompressionsstrümpfe

Sind die Krampfadern erst einmal da, helfen individuell angepasste Kompressionsstrümpfe und -socken ebenso wie Wechselduschen oder Kneippanwendungen. «Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann sehr unterstützend sein, auch wenn deren Anwendung manchmal etwas umständlich ist. Gerade bei fortgeschrittenen Beschwerden sind Kompressionsstrümpfe Teil der Therapie», sagt Lea Vögeli. «Sie üben Druck auf die Beine aus, damit möglichst viel Blut zurück zum Herzen gepumpt werden kann.» Venenkissen ermöglichen ein druckstellenfreies Liegen in Rücken- und Seitenlage und lassen das Blut leichter zum Herzen zurückfliessen.

Kompressionsstrümpfe in der Apotheke anmessen lassen

Die Fachpersonen in der Apotheke messen Kompressionsstrümpfe nach Ihren individuellen Bedürfnissen ab (z.B. zur Prävention oder bei Schwangerschaft). Das Anmessen erfolgt jeweils am Morgen, weil die Beine zu diesem Zeitpunkt noch nicht belastet und geschwollen sind.