Heilpflanzen

Ratgeber / Naturheilkunde

Heilkräuter selber anpflanzen

24.04.2024 / von 

Selbst gezogene Kräuter wie Lavendel, Salbei und Pfefferminze bringen nicht nur frische und gesunde Würze in Speisen und Getränke, sondern können allerlei Beschwerden lindern.

Sobald die Temperaturen wieder steigen, erwacht die Natur allmählich aus dem Winterschlaf. Erste Knospen und Blüten zeigen sich und verkünden den Frühling. Höchste Zeit, die Outdoor-Saison einzuläuten und den Balkon, die Terrasse oder den eigenen Garten auf die kommende Jahreszeit vorzubereiten. Sobald keine Frostgefahr mehr besteht, geht es los. Wer neben Blumen oder Gemüse auch aromatische Garten- und Heilkräuter anbaut, kann diese täglich frisch ernten und für verschiedene Verwendungszwecke nutzen.

Unkomplizierter Anbau

Kräuter sind einfach zu pflegen. Allerdings haben sie – wie alle Pflanzen – bestimmte Ansprüche an den Boden und die Lichtverhältnisse. So eignen sich beispielsweise mediterrane Kräuter wie Lavendel, Salbei, Oregano, Thymian oder Rosmarin ideal für sonnige Plätze und gedeihen am besten auf mageren, leicht sandigen Böden. Pfefferminze oder Zitronenmelisse hingegen fühlen sich eher im Halbschatten wohl, mögen feuchte, nährstoffreiche Böden und wenn sie in der Wachstumsphase sparsam gedüngt werden. Allen gemeinsam ist, dass sie keine Staunässe vertragen sowie regelmässig, aber nicht zu viel gegossen werden möchten. Ebenso gilt es darauf zu achten, sonnenliebende Gewächse nicht mit Kräutern zu mischen, die den Halbschatten bevorzugen. Besser ist es, für die unterschiedlichen Kräuterarten eigene Töpfe, Hoch- und Gartenbeete mit der passenden Erde am geeigneten Standort anzulegen.

Wundermittel Lavendel

Lavendel hat viel zu bieten: Einerseits ist die wohlriechende, violett blühende Pflanze ein Genuss für Augen und Nase, andererseits lässt sie sich als Arzneipflanze vielfältig anwenden, sei dies zur äusseren Anwendung als Öl, Creme oder Wickel oder eingenommen als Tee oder Kapseln. Der sogenannte Echte Lavendel – Lavandula angustifolia – wirkt vor allem beruhigend, entspannend und angstlösend. Egal in welcher Anwendungsform, Lavendel sorgt auf natürlichem Weg für mehr Entspannung im Alltag. Wer beispielsweise unter Einschlafproblemen oder unruhigen Nächten leidet, kann vor dem Schlafengehen eine Tasse frischen Lavendelblütentee trinken. Dafür werden ein bis zwei Teelöffel getrocknete Lavendelblüten mit etwa 1,5 dl heissem Wasser übergossen, 10 bis 15 Minuten ziehen lassen und geniessen.

Salbei als Heilpflanze

Vor allem der Echte Salbei – Salvia officinalis – wird nicht nur als Würz-, sondern auch als Heilpflanze für seine wohltuenden Eigenschaften geschätzt. Seine Blätter enthalten ätherische Öle und eine Reihe anderer Inhaltsstoffe, die im Körper antibakteriell und desinfizierend wirken sowie Pilze, Viren und Bakterien in ihrem Wachstum hemmen können. Flavonoide, Bitterstoffe und Gerbstoffe sorgen zudem dafür, dass sich Verschleimungen besser lösen und sich Gefässe zusammenziehen, was Blutungen stillt. Äusserlich angewendet hilft Salbei bei leichten Haut- oder Zahnfleischentzündungen oder lindert Insektenstiche. Als Tee getrunken ist der Echte Salbei ein beliebtes Hausmittel bei Atemwegserkrankungen wie grippalen Infekten und Erkältungen und hilft bei Halsschmerzen, Heiserkeit und Husten. Eine positive Wirkung hat er zudem bei Magen- und Darmbeschwerden wie Verdauungsproblemen, Magenkrämpfen, Sodbrennen, Völlegefühl und Blähungen. Salbei kann – warm oder kalt als Tee getrunken – übermässiges Schwitzen und schmerzhafte Monatsblutungen lindern. Für eine Tasse Tee werden drei bis fünf frische oder getrocknete Blätter mit heissem Wasser überbrüht; etwa zehn Minuten ziehen lassen, danach ist der Tee genussbereit.

Die coole Pfefferminze

Neben ihrer häufigen Verwendung in der Küche als aromatisches Gewürzkraut kann die anregende, erfrischende und kühlend wirkende Pfefferminze – Mentha piperita – auch viele gesundheitliche Beschwerden lindern. Dank ihren wertvollen Inhaltsstoffen, etwa Menthol und Linalool sowie Gerb- und Bitterstoffen, wirkt sie entkrampfend, antibakteriell, antiviral, antimykotisch (pilzhemmend), gallentreibend und beruhigend. Deshalb wird sie traditionell bei Magenschmerzen, Verdauungs-, Galle- und Leberbeschwerden, bei Durchfall, Spannungskopfschmerzen, leichten Erkältungen und Übelkeit eingesetzt. Achtung: Schwangeren, Stillenden oder Menschen, die zu Sodbrennen neigen, wird empfohlen, keinen Pfefferminztee zu trinken. Als Hausmittel gegen Sodbrennen gilt Fenchel- oder Kamillentee.

Gärtnern macht glücklich und gesund

Studien belegen: Beim Gärtnern tun wir nicht nur dem Garten etwas Gutes, sondern auch uns selbst. Denn beim Gärtnern halten uns einerseits die abwechslungsreichen Tätigkeiten körperlich fit. Es werden verschiedene Muskeln gestärkt und Kalorien verbrannt, was das Risiko für Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 mindert. Andererseits wirken sich die Arbeit an der frischen Luft und die Einwirkung des Sonnenlichts positiv auf das Gemüt aus: Stress wird abgebaut und Vitamin D gebildet. Dies wiederum hebt die Laune und beeinflusst das Immunsystem und den Blutdruck günstig. Gleichzeitig pflanzen Gartenfreunde meist gesunde Lebensmittel an, was dazu führt, dass sie insgesamt mehr frisches Gemüse und Obst essen, die den Körper mit Vitaminen und Mineralien versorgen.

Walter Käch
Es gibt viele Faktoren, die das Wachstum einer Pflanze beeinflussen können, daher sollte man einfach loslegen.

Walter Käch

Eidg. dipl. Drogist und Geschäftsinhaber

Ich habe nur einen kleinen Balkon – welche Heilpflanzen würden Sie mir empfehlen und warum?

Sehr gut im Topf anpflanzen lassen sich z.B. Zitronenmelisse, Melisse, Rosmarin, Minze, Salbei oder auch Thymian. Ich persönlich liebe Kräuter aus Eigenanbau – weil sie unkompliziert zu pflegen sind und weil sie frisch geerntet werden können und so die gesunden Inhaltsstoffe erhalten bleiben.

Bei Ihren Drogerien in Hochdorf und Neuenkirch haben Sie einen Kräutergarten angelegt – welche Tipps haben Sie für unsere Leser*innen?

Meine Erfahrung zeigt, dass es besser ist, weniger oft zu giessen. Viele Kräuter kommen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und bevorzugen magere, trockene Böden. Ein weiterer Tipp: Erde mit Sand und Kies mischen – das macht sie luftiger. Allgemein gilt: «Probieren geht über Studieren» – es gibt so viele Faktoren, die das Wachstum einer Pflanze beeinflussen können, daher sollte man einfach loslegen.

Wie lassen sich Heilpflanzen am einfachsten verwerten?

Am einfachsten stellt man Tee her – sei dies aus frischen oder getrockneten Blättern. Zur Aufbewahrung trocknet man die Blätter bei max. 35 Grad und bewahrt sie bis zur Verwendung an einem kühlen, trockenen und lichtgeschützten Ort in einem Baumwollsack auf.